Nudges - Green Nudging (2024)

„Nudging“ bedeutet auf Deutsch „anstupsen“. Es bezeichnet kleine Anstöße, die ein bestimmtes Verhalten fördern (z.B. weniger Energie zu verbrauchen), ohne dabei auf herkömmliche Maßnahmen zur Verhaltensänderung zu setzen, wie beispielsweise Informationskampagnen, Appelle, finanzielle Anreize oder Verbote. Stattdessen wird der Kontext, in dem klimafreundliches Verhalten relevant ist, gezielt verändert, um dadurch das Verhalten zu beeinflussen.

Durch (Green) Nudges soll das Verhalten von Menschen in vorhersagbarer Weise verändert werden, nicht ihre Einstellung. Denn obwohl viele Menschen ein hohes Umweltbewusstsein haben, führt dieses nicht zwingend zu verändertem Handeln. So müssen neben Wissensvermittlung und Überzeugung andere Maßnahmen entwickelt werden, die zu umweltfreundlichem Verhalten führen. Grüne Nudges können dabei helfen.

Einen umfangreichen Nudge-Katalog, mit Anstößen in den fünf Bereichen finden Sie hier:

Zum Nudgekatalog

In den Beispielen wird deutlich, dass es jeweils nur kleine Anstupser sind, die ein Verhalten ändern können. Wichtig beim Nudging ist, dass man jederzeit die Option hat, den Nudge zu vermeiden und so beispielsweise dennoch einseitig drucken oder lange duschen kann.

Kategorien

Unsere „Green Nudges“ setzen in fünf verschiedenen Bereichen an:

  • Energie und Strom
  • Mobilität
  • Ressourcenverbrauch
  • Lebensmittel
  • Wasserverbrauch

Typisierung

Um sich ähnelnde Nudges zusammen zu fassen und so die Vielzahl existierender Nudges ordnen zu können, können Nudges in neun Typen eingeordnet werden. Diese lassen sich wiederum in drei Oberkategorien bündeln.

1. Nudges, die an den entscheidungsrelevanten Informationen ansetzen und diese verändert darstellen

Informationen übersetzen

Dieser Nudge vereinfacht vorhandene Informationen und übersetzt sie in plastische, einfach verständliche oder relevante Einheiten.

Ein Beispiel ist, die Energieverbräuche von weißer Ware wie Waschmaschine oder Geschirrspüler in Euro umzurechnen und die Kosten auf einem Etikett darzustellen.

Informationen sichtbar machen

Nur Informationen, die bekannt sind, können auch einen Einfluss auf das Verhalten haben. Dieser Nudge macht Informationen in Form von Feedback sichtbar und damit nutzbar wie beim oben erwähnten Verbrauchsfeedback während des Duschens.

Soziale Referenzpunkte setzen

Da Menschen sich oft am Verhalten der Menschen um sie herum orientieren, setzt dieser Nudge daran an, das Verhalten anderer Akteure als sozialen Referenzpunkt (soziale Norm) herauszustellen.

Beispielsweise führt der Hinweis in einem Hotel, dass die Mehrheit der Gäste ihre Handtücher mehrere Tage verwenden, dazu, dass sich viele Gäste daran orientieren und ihre Handtücher mehrmals verwenden.

2. Nudges, die über eine direkte Veränderung des Entscheidungskontextes (d.h. der Entscheidungsarchitektur) wirken

Voreinstellung verändern (Defaults)

Defaults sind vorausgewählte Optionen. Die Tendenz, beim Status quo zu verbleiben, führt in vielen Fällen dazu, dass Menschen einen vorausgewählten Default nicht verändern, auch wenn sie dies könnten.

Ein Beispiel ist die oben beschriebene Druckervoreinstellung auf doppelseitiges Drucken.

Entscheidungsaufwand verändern

Je größer der (physische) Aufwand ist, ein bestimmtes Verhalten zu zeigen, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Verhalten ausgeführt wird. Dieser Nudge zielt darauf ab, Aufwände für ein gewünschtes Verhalten zu verringern und für ein unerwünschtes Verhalten zu erhöhen.

Beispielsweise werden häufiger gesunde und nachhaltige Pausensnack wie Äpfel am Buffet gewählt, wenn sie leichter erreichbar platziert werden.

Zusammensetzung von Entscheidungsoptionen verändern

Entscheidungen hängen neben der Art und Weise wie etwas präsentiert wird auch davon ab, welche Alternativoptionen dargeboten werden. Dieser Nudge zielt darauf ab, durch die Gruppierung verfügbarer Optionen oder die strategische Darbietung von Vergleichsoptionen, Entscheidungen und Verhalten zu verändern.

Ein Beispiel ist die Positionierung von Essen auf Speisekarten: Gerichte die zu Beginn oder am Ende platziert sind, werden besser behalten und haben daher eine höhere Wahrscheinlichkeit gewählt zu werden.

Entscheidungskonsequenzen verändern

Nudges dieser Kategorie zielen darauf ab, gewünschtes Verhalten oder gewünschte Optionen mit entsprechenden Konsequenzen zu verknüpfen und dadurch Verhalten zu beeinflussen. Ebenso können (antizipierte oder reale) soziale Konsequenzen eines bestimmten Verhaltens dieses beeinflussen. Dem zugrunde liegt die Motivation, in einer bestimmten Art und Weise (bspw. als nachhaltig konsumierende Person) betrachtet zu werden.

Beispiel: Die Einführung einer geringen Abgabe für Plastiktüten im Handel stellt eine symbolische Veränderung der Entscheidungskonsequenz dar, die mit einem (wenngleich minimalen) Verlust einhergeht. Dadurch greifen weniger Menschen zur Plastiktüte als wenn diese kostenlos zur Verfügung gestellt wird.

3. Nudges, die die Selbstregulation unterstützen und damit eine Entscheidungsassistenz-Funktion übernehmen

Erinnerungen bereitstellen

Dieser Nudge zielt darauf ab, wichtige Informationen zum richtigen Zeitpunkt hervorzuheben oder an sie zu erinnern.

Ein Beispiel hierfür sind Sticker am Lichtschalter, die daran erinnern, beim Verlassen des Raumes das Licht auszuschalten.

Selbstverpflichtungen fördern

Dieser Nudge zielt darauf ab, freiwillige Verpflichtungen vor sich selbst oder anderen für ein gewünschtes Verhalten zu ermöglichen.

Beispielsweise geben Energiespar-Pläne Menschen die Möglichkeit, ein persönliches Energiespar-Ziel zu definieren. Durch die Transparentmachung und das Festlegen eines solchen Ziels findet eine Selbstverpflichtung statt, die zwar freiwillig ist, aber dennoch zu Bemühungen führt, das eigene Ziel zu erreichen und Energie zu sparen.

Quelle: Münscher, R., Vetter, M., & Scheuerle, T. (2016): A Review and Taxonomy of Choice Architecture Techniques: Choice Architecture Techniques. Journal of Behavioral Decision Making, 29(5), 511–524. https://doi.org/10.1002/bdm.1897

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